Samstag, 18. Februar 2012

Fiktion: Verbaute Zukunft

Jennifer hat jetzt schon zwei Jahren ihren Realschulabschluss in der Tasche. Seitdem hat sie bereits 80 Bewerbungen geschrieben. In den meisten Fällen bekam sie noch nicht einmal eine Absage. Sie war jedoch noch nie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden.
Jennie entschließt sich, ihre Bewerbungsunterlagen bei ihrer Arbeitsagentur überprüfen zu lassen. Dazu macht sie einen Termin bei Herrn Schulte, ihrem zuständigen Berufsberater.
Herr Schulte sieht mit Jennifer zusammen, die Unterlagen durch. Mit einem Notendurchschnitt von 1,7 auf dem Abschlusszeugnis müsste sie doch eigentlich auf den vorderen Rängen bei den Personalern sein. Auch ihre Anschreiben und die Form des Lebenslaufs hat Jennifer im Laufe der Zeit immer wieder optimiert. Herr Schulte kann Jennifer zwar noch ein paar zusätzliche Tipps geben; er kann aber dennoch nicht erklären, warum sie bisher noch nicht einmal bis zum persönlichen Gespräch durchgedrungen war. Er bietet ihr an, noch genauer zu prüfen und sich mit ihr in zwei Wochen noch einmal zu treffen.

Zwei Wochen später sitzt Jennifer wieder im Büro von Herrn Schulte. Herr Schulte macht einen angespannten Eindruck. Er eröffnet Jennifer, dass ihr Internetprofil leider nicht sauber sei. Im Internet sind reichlich Spuren vorhanden, nach der Jennifer der rechtradikalen Szene zugerechnet werden könnte. Jennie ist entsetzt. Sie kann sich aber vorstellen, wie es dazu gekommen war: 
Mit 15 Jahren verkehrte sie häufig mit Lukas. Lukas war zu der Zeit 17 und gehörte einer Skinheadgruppe an. Auch hatte er einige Freunde aus rechten Kameradschaften. Jennifer fand diese Jungs damals ziemlich cool. Sie verabredete sich mit ihnen oft über Facebook. Dabei trafen sie sich häufig in  einschlägig bekannten Kneipen und Treffs. Außerdem machte sie Fotos und postete sie an ihre Freunde aber auch öffentlich. Auf einigen Fotos waren unter anderem verfassungsfeindliche Symbole zu sehen.
Politisch hat sie sich im Internet nie schriftlich geäußert. Nach einiger Zeit wurde der Kontakt zu Lukas weniger und riss schließlich komplett ab. 
Inzwischen engagiert sich Jennifer bei einer christlichen Jugendgruppe. Sie hat sich nicht in den rechtsradikalen Bann hineinziehen lassen und schämt sich inzwischen für diesen Ausrutscher. Sie löschte auch alle entsprechenden Fotos von ihrem Facebook-Konto. Leider erscheinen diese Fotos und Posts aber immer noch, wenn man ihren Namen in eine Suchmaschine eingibt. Das Internet "vergisst" nur sehr langsam.

Abschlussbemerkung
Natürlich sind alle Namen und Tatsachen frei erfunden.

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